Geschichte und Geschichten
die Familie Gröber
Die Liebe zur Gastronomie steckt Andi Gröber, dem Eigentümer und Hausherrn der Post Aufkirchen, im Blut – und das nicht nur im übertragenen, sondern auch im ganz wörtlich gemeinten Sinne, denn die Wurzeln der Familie Gröber als Wirtsleute einerseitsh und Fischer und Bauern andererseits reichen etliche Jahrhunderte weit zurück, wie das seit 1600 bestehende Familiengrab auf dem Aufkirchner Friedhof erahnen lässt. So gibt es über Generationen hinweg nicht nur dokumentierte Verbindungen zur Gastronomie rund um den Starnberger See, wie beispielsweise Gastwirtschaften in Irschenhausen und Wolfratshausen oder die Fischerrosl in St. Heinrich, die von Vorfahren der Familie Gröber bewirtschaftet wurden, sondern der Tatendrang und Unternehmergeist der Familie zeigt sich auch außerhalb des Sees im Zentrum des nahe gelegenen München.
Der wichtigste und bekannteste der gastronomischen Vorfahren ist sicherlich Georg Gröber, ein Fischerssohn aus Assenhausen am Starnberger See und Bruder des Nikolaus Gröber, der der Großvater des Großvaters des Großvaters des heutigen Eigentümers der Post Andi Gröber war. Der 1793 durch die Heirat mit der Münchener Stadtfischerswitwe Marianne Katharina Rieger zu Vermögen gekommene Georg Gröber erlangte in München nicht nur den Status eines Stadtfischers, sondern wurde innerhalb kürzester Zeit auch zum Zunftführer berufen und lenkte bereits im Jahr 1800 als Stadtrat die politischen Geschicke der Stadt. Der mit außerordentlichem unternehmerischen Talent und Tatendrang gesegnete Georg Gröber pachtete im Jahre 1803 gemeinsam mit Johann Lankes die erstmalig anno 1328 urkundlich erwähnte Augustiner-Brauerei. Damals noch zwischen der heutigen Ettstraße und dem Dom gelegen, musste die Augustiner-Brauerei ihren Platz jedoch für das Königliche Hofgericht räumen und zog 1817 in das heutige Stammhaus des Augustiner-Bräus in der Neuhauser Straße. Somit begründeten in München im Jahre 1817 die Fischer Georg Gröber und Johann Lankes die heute als Augustiner bekannte Brauerei und blieben dem altberühmten Augustiner-Rezept des Klosters in ihrer Braukunst treu.
Diesen Wurzeln stark verbunden kommt in der Post Aufkirchen unter der Leitung eines Ur-ur-ur-urenkels von Georg Gröber selbstverständlich das beliebte Augustiner-Bier zum Ausschank und auch sonst erinnert in der Post Aufkirchen vieles an den familiären und gastronomischen Vorfahren des Hausherrn Andi Gröber. Das gemütliche holzgetäfelte Stüberl mit dem Namen „Post-Stüberl zum Augustiner“ beispielsweise, auch die wertvollen historischen aus unterschiedlichen Epochen stammenden Fliesen der Augustiner-Brauerei, die den neuen Eingangsbereich der Post schmücken und so erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die historischen Fundstücke und die Reminiszenzen an die Vergangenheit lassen Geschichte lebendig werden und zeugen auch heute noch überall in der Post von der Liebe der Familie Gröber zur Gastronomie und ihrer Verbundenheit zur Augustiner-Brauerei.
Geschichte und Geschichten
die Wallfahrtskirche und das Wirtshaus
Ein Genuss für Augen und Ohren – denn schon von Weitem gut zu erkennen und mit ihrem schönen vierstimmigen Glockengeläute unüberhörbar, strebt die Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf einer Anhöhe an der höchsten Stelle in Aufkirchen dem Himmel entgegen. Die erstmals Ende des 10. Jahrhunderts urkundliche Erwähnung der Ortschaft Aufkirchen als „Ufchiricha“ beweist, dass bereits zu dieser Zeit, vermutlich jedoch schon in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, eine Kirche auf der Anhöhe stand. So trug die exponierte Lage der Katholischen Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, wie wir sie heute kennen, schon damals maßgeblich zur Namensgebung der Ortschaft Aufkirchen bei.
Den perfekten Platz für die Errichtung der Kirche suchten der Legende nach zwei Ochsen aus, die – ohne menschliches Zutun – plötzlich vom Feld kamen und mit einem schweren Stein die Stelle markiert haben sollen, an der die Kirche dann errichtet wurde. Am 16. Oktober 1500 wurde eine unter den Wittelsbacher Herzögen Albrecht IV. und Siegmund an dieser Stelle neu errichtete und um ein Vielfaches größere Kirche der Muttergottes geweiht. Bereits schon früh ist das kleine Örtchen Aufkirchen ein beliebtes Ziel der Wallfahrer. Seine große Bedeutung als Marienwallfahrtsort auch über die Grenzen Bayerns hinaus begründet sich im Jahre 1625, als bei einem Brand Bilder und Altäre zerstört wurden, das Gnadenbild der Muttergottes, die dem Jesuskind auf ihrem Schoß eine Traube reicht, jedoch unversehrt blieb. Viele Wunder wurden der Madonna von Aufkirchen zugeschrieben, die heute noch in den Mirakelbüchern nachgelesen werden können und von denen etwa 70 erhaltene Votivtafeln Zeugnis ablegen, die dankbare Gläubige gestiftet hatten. Insgesamt wird von über 6.700 Gebetserhörungen berichtet. So erfuhr das damals wie heute kleine Örtchen Aufkirchen, das selbst während des 19. Jahrhunderts noch nicht einmal 40 Einwohner zählte, über die Jahrhunderte hinweg einen anhaltenden und regelrechten Ansturm an Pilgern. Die Pilger mussten sich von den Strapazen der Wallfahrt ausruhen und wollten sich stärken, denn Pilgern macht müde und hungrig. Jedoch wird beklagt, „dass die hiesige Wirtschaft … seit vielen Jahren sehr schlecht gegangen ist. Unter den alten Wirtsleuten habe man um bares Geld nichts mehr haben können, dabei keine Bedienung, kein gutes Bier, so dass fast niemand mehr in das Haus hineingehen wollte, viel weniger essen und trinken …“ Was auch für die alte Post in den letzten Jahren vor dem Umbau noch als durchaus zutreffend bezeichnet werden könnte, ist jedoch eine weit mehr als 230 Jahre alte Feststellung des Chronisten und Pfarrers Hinterlochner, 1774–1779, der die Missstände im Wirtshaus beklagte. Wie eng die Geschichte des direkt an die Kirche angrenzenden Gasthauses, des heutigen Landgasthofs Post, verknüpft ist mit der Geschichte der Wallfahrtskirche und wie sehr das Gasthaus über die Jahrhunderte hinweg auch immer dem Wandel zwischen guter und schlechter Leitung des jeweiligen Wirts unterlag, wird damit eindrucksvoll belegt. Das Gasthaus, dessen Anfänge sicherlich schon in das 11. oder 12. Jahrhundert zurückreichen, findet seine erste urkundliche Erwähnung am 6. Oktober 1497, als das Gasthaus mit Schankrecht im Besitz der Torer von Eurasburg als Grundherren dem Gotteshaus Aufkirchen übertragen wurde. Die Geschichte der Wirtsleute lässt sich dabei bis auf Simon Huber zurückverfolgen, dem genau 60 Jahre später, im Jahre 1557, das „Tafern-Zapfen- und Schankrecht“ zu Aufkirchen von Herzog Albrecht in Bayern übertragen wird. Über 200 Jahre lang bewirtschaftet die Familie Huber die Tafern und hatte das Schankrecht inne. Im Jahre 1760 ehelicht Monica Huber, eine Tochter, Maurus Eberl, der nun die Wirts- und Bäckergerechtigkeit auf der Tafern besitzt. Der im Jahre 1768 geborene Sohn Nicolaus Eberl stirbt 1808, seine Witwe Magdalena ehelicht im Jahre 1812 Anton Fink, stirbt jedoch nur 3 Jahre nach der Eheschließung. Bis zum Jahre 1867 verbleibt das Gasthaus im Besitz der Familie Fink. Danach wird das Gasthaus in unregelmäßigen Abständen immer wieder versteigert oder verkauft und erlebt gute und schlechte Zeiten unter der Leitung der unterschiedlichsten Wirtsleute.
Im Jahre 2006 erwirbt der jetzige Eigentümer Andi Gröber die Post von einer Erbengemeinschaft und rettet damit das Gasthaus vor seinem gastronomischen Ende, da von vielerlei Seiten auch Interesse daran bekundet wurde, dass das Wirtshaus einem großen Wohnhaus Platz machen solle. Der existenzbedrohende Zustand des Gasthauses konnte glücklicherweise abgewendet werden. Im Jahre 2012 unternimmt Andi Gröber umfassende Umbau- und Renovierungsmaßnahmen und schafft durch die behutsame Verbindung von Altem und Neuem ein Schmuckstück, indem er das alte Gasthaus in neuem Glanz erstrahlen lässt. Nun strebt die neue Post unter dem heimatverbundenen und traditionsliebenden Hausherrn ihrem Ziel zu, wieder so zu werden, wie Pfarrer Hinterlochner „die hiesige Wirtschaft“ aus früheren Tagen vor der gastronomischen Misere kannte: „eine der besten im Lande …, wie jedermann bekannt ist.“
Zum Patrozinium der Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt findet alljährlich am 15. August eine große und beeindruckende Lichterprozession statt. Und auch viele Pfarrgemeinden aus der Umgebung pilgern noch heute regelmäßig zur Wallfahrtskirche. Darüber hinaus liegt Aufkirchen am Jakobsweg, deshalb trifft man in Aufkirchen nicht nur auf Pilger von Nah, sondern auch von Fern, die auf ihrem Jakobsweg in Aufkirchen Rast halten und ihren Pilger-Stempel bei den ehrwürdigen Schwestern der Unbeschuhten Karmelitinnen abholen, deren Ordensgemeinschaft seit 1896 im ehemaligen Pfarrhof der Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt ansässig ist.
Selbst in der heutigen Zeit scheint die Pilgerbewegung in Aufkirchen ungebrochen – welch ein Glück, dass man auch als Nicht-Wallfahrer in der neuen Post einkehren kann!